Newsletter-Archiv
Hier sollen demnächst die alten Newsletter zu finden sein

Spannung und Haltung
Liebe Lösungsfokussierte
mein Urlaub ist vorbei und der Sommer ist noch da. Wie schön!
Es ist hell, warm, die Tage sind lang. Die Nächte nicht zu heiß… Eine gute Zeit zu entspannen. Eine gute Zeit um neue Haltungen auszuprobieren.
Spannung an sich kann etwas wunderbares sein. Dauernde Anspannung eher weniger.
Mit dauerhafter Anspannung halten wir etwas aufrecht, was sich sonst ändern würde. Eine Art und Weise, Handlung oder Haltung. Unvorbereitetes Lösen kann für uns bedrohlich sein. Darum halten wir ja fest! Damit der Schmerz nicht kommt und wir unser Glück nicht verpassen!
Lösen braucht als Vorbereitung die Bereitstellung einer Art Auffangsituation, in die wir uns hinein lösen, hineinfallen lassen mögen. Als externe Helfer stellen wir mit unserem Mitgefühl und Wohlwollen diesen Raum für andere her. Es braucht mitunter dennoch etwas Zeit, bis die Kreativität unserer Klienten in Schwung kommt und sie freudig nach neuen Lösungen suchen. Oftmals ist der Bereich des Selber-Lösung-Suchens selbst verspannt. Durch aktuelles Leid, durch bisherige Fehlschläge, Mißerfolge, Kritik, von der eigenen Unfähigkeit überzeugt, scheuen wir uns, auch nur nach Ideen darüber zu suchen, war wir uns wünschen könnten, wie wir eigentlich gerne sein würden; was wir wollen wollen würden. Ja, mitunter verstehen wir im gegebenen Kontext nicht einmal die Frage. Es soll doch anders sein, so soll es doch einfach gar nicht sein!!
Lösungsfokus ist die Haltung, die hier nicht locker lässt. Lösungsfokus weiß, dass die Quelle in jedem Menschen zu finden und freizulegen ist. Dieses Wissen ist auch eine Haltung. Und die wünschen wir uns so harmonisch wie möglich. Wir wollen uns so balanciert und abgesichert aufstellen, dass wir alle unnötige Spannung loslassen mögen. Furchtlos in das gemeinsame Geschehen eintauchen, uns auch selbst vor Fehlern und Schamgefühlen nicht fürchten. Nichts wollen wollen, auch für uns selber nicht. Dann sind wir ein optimal offener Resonanzraum für unsere Klienten, ihr Vertrauen und unsere gemeinsame Kreativität.
In Selbstverständlichkeiten verbergen sich potentielle Haltungsfehler. Sie bieten nur vordergründig einen Halt. Komplett entspannen können wir nur, wenn wir entweder pauschal alle Facetten in unsere Liebe einschließen oder die Einzelheiten tatsächlich verstanden haben, ihre Entstehung und ihre Grenzen. Unser Festhalten an Maßstäben und Erwartungen ist so unbewusst, dass uns das Lösen der Selbstverständlichkeiten manchmal als übertriebener Aufwand erscheint. Die gute Nachricht ist, dass wir uns ja anschließend ganz bewusst wieder neu dafür entscheiden können – wenn wir wollen!
Das Finden und Entwickeln meiner Haltungen ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem ich Spannungsänderungen erlauben muss. Nicht jede Lösung fühlt sich gleich komplett harmonisch an. Einzelne Bereiche können auf neue Positionen mit verhaltener Begeisterung reagieren. Wir brauchen hier die Gewissheit, auf einem richtigen Weg zu sein. Dann ist uns alles außer massiven Schmerzen hierbei willkommen. Bedeuten diese Empfindungen doch, dass wir tatsächlich unsere Haltung umstellen.
Lösungsfokus ist diese Gewissheit.
In diesem Sinne, herzliche Grüße,
Christoph
Sprache und Bilder für mehr vom Guten
Wir leben und bewegen uns mit Sprache und Bildern in Szenarien von Vergangenheit und Zukunft. Eingefärbt in gute oder weniger gute Gestimmtheit. Je nachdem, wie wir unsere Zukunft sehen. Dies strukturieren wir für andere mit Hilfe von Sprache. Sprache umfasst hierbei die gesprochenen Worte ebenso wie alle nonverbalen zusätzlichen Informationen.
Problemsprache deutet auf Unmöglichkeit einer guten Überwindung von Widrigkeiten und die damit verbundenen Empfindungen.
Lösungssprache deutet auf bessere Erfahrungen, Wünsche und potentielle Lösungsbilder, sowie auf die damit verbundenen Empfindungen.
Lösungssprache unserer Klienten greifen wir auf, verdeutlichen sie, bauen sie aus und regen Erweiterungen an.
Problemsprache lassen wir außen vor und detaillierten Beschreibungen von Dingen, die die Klienten nicht erleben möchten oder von unerwünschten Dingen, die sich nach Auffassung der Klienten nicht ändern lassen, schenken wir weniger Aufmerksamkeit. (Außer, dass wir Gegebenheiten, Wahrscheinlichkeiten und bisherige Leistungen anerkennen und würdigen.)
Unser Interesse gilt den Ausdrücken, die damit zusammenhängen, was der Klient möchte. Mit `sondern?`, `stattdessen?` und `angenommen?` lenken wir das Gespräch immer wieder Richtung Lösungsräume.
Seit einigen Jahren bin ich dabei, Anworten zu suchen auf die Frage, wie wir diese einfachen Prinzipien auf unsere inneren Dialoge übertragen können. Was müssen wir tun? Was können wir lassen? Worauf kommt es an, um uns selbst zuverlässig Zugang zu unseren eigenen Lösungsräumen zu verschaffen?
Das Ergebnis dieser Suche ist eine Art Anleitung zum Selbstcoaching und für mich ist das Thema so spannend, dass ich dazu demnächst eine kleine Workshopreihe ins Leben rufen möchte: Lösungsfokussiertes Selbst-Coaching (3+1)
Der erste Durchgang soll noch im Juni diesen Jahres starten. Einzelheiten findet ihr hier.
„Große Wellen“
„Große Wellen“ (aus Ohne Worte – ohne Schweigen, von Paul Reps)
In den frühen Tagen der Meiji-Zeit lebte ein bekannter
Ringer namens O-nami, Große Wellen. O-nami
war ungeheuer stark, und er beherrschte die Kunst
des Ringens. In seinen privaten Kämpfen schlug er
sogar seinen Lehrer, aber in der Öffentlichkeit war er
so schüchtern, daß seine eigenen Schüler ihn besiegten.
O-nami fühlte, daß er sich an einen Zen-Meister um
Hilfe wenden müsse. Hakuju, ein wandernder Lehrer,
hatte in einem nahen Tempel Rast gemacht. O-nami
suchte ihn auf um ihn zu treffen und ihm seinen
Kummer vorzutragen. »Große Wellen ist dein Name«,
sagte der Lehrer. »Bleib heute Nacht in diesem Tempel.
Stelle dir vor, daß du diese Wellen bist. Du bist nicht
länger ein Ringer, der sich fürchtet. Du bist diese
mächtigen Wogen, die alles vor sich herwälzen, die
alles verschlingen, was sich in ihrem Weg befindet.
Tu das, und du wirst der größte Ringer im Lande sein«.
Der Lehrer zog sich zurück. O-nami setzte sich zur
Meditation nieder und versuchte, sich selbst als Wogen
zu fühlen. Er dachte an viele verschiedene Dinge.
Dann verwandelte sich sein Gefühl stufenweise
mehr und mehr in das von Wogen. Als die Nacht
voranschritt, wurden die Wogen höher und höher.
Sie schwemmten die Blumen aus ihren Vasen. Sogar
der Buddha im Schrein wurde überflutet. Bevor die
Dämmerung kam, war der Tempel nichts anderes
mehr als die Ebbe und Flut eines ungeheuren Meeres.
Am Morgen fand der Lehrer O-nami in Meditation,
mit einem zaghaften Lächeln auf dem Gesicht. Er
schlug dem Ringer auf die Schulter. »Jetzt kann dich
nichts mehr erschüttern«, sagte er. »Du bist diese
Wellen. Du wirst alles vor dir herwälzen«.
Am selben Tag nahm O-nami an einem Ringerwettstreit
teil und gewann. Danach war keiner mehr in Japan
in der Lage, ihn zu besiegen.
Aus allem?
Aus allem etwas Gutes machen, etwas Richtiges, etwas Schönes, etwas Wichtiges entstehen lassen. Ist das die Kunst? Wie soll das gehen? Fallen uns nicht sofort jede Menge Ausnahmen ein?
Und sehen wir nicht beinahe auf jeder Ebene solche Ausnahmen? Sogar bei unseren Liebsten? Was wollen wir hier wollen? Ein schönes klares „Nein“?
Ein „Ja“?
...
Der Wert von Verletzlichkeit
Liebe Lösungsfokussierte,
beim Entwerfen dieses Newsletters wurde ich auf ein besonderes Video aufmerksam gemacht.
Besser und schöner kann ich es im Moment nicht sagen. Also habe ich mich entschieden, euch dieses Video zu empfehlen. Man sieht hier Lösungsfokus in seiner schönsten Form. Thema ist das Potential von Verletzlichkeit.
http://www.ted.com/talks/brene_brown_on_vulnerability#t‐541407
Am kommenden Freitag ist wieder mal ein Supervisions- und Trainingstreffen. Ich freue
mich auf euer Kommen und auf eure Fragen.
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling
Fragmente zu Konflikten und Entscheidungen
Liebe Lösungsfokussierte,
unterschiedliche Wünsche, unterschiedliche Interessen und unterschiedliche Bewertungen fordern uns ständig heraus. Wie lösen wir die Widersprüche auf? Wie helfen wir unseren Klienten dabei?
Mit dem Begriff Konflikt bezeichnen wir solche Konstellationen, in denen es zu einem Aufeinandertreffen von Dynamiken mit unterschiedlicher Ausrichtung kommt. Du sagst links, ich sage rechts. Du sagst ja, ich sage nein.
Von inneren Konflikten sprechen wir, wenn wir gute Gründe für oder gegen verschiedene Varianten finden.
Wie begünstigen wir gute Entscheidungen? Wie helfen wir unseren Klienten dabei?
Hier hilft uns Klarheit auf verschiedenen Ebenen. Ganz grundsätzlich ist in Erinnerung zu rufen,
dass Entscheidungen sich immer auf die Zukunft beziehen und damit ein Rest Unsicherheit unvermeidbar ist.
Auf der Lösungsebene hilft uns die Sprache mit ihren Bildern. Es ist gut, um die Alternativen zu wissen, wie zum Beispiel:
Eine Entscheidung fällt.
Eine Entscheidung fällen, treffen.
Eine Entscheidung herbeiführen.
Eine Entscheidung reifen lassen.
Zu einer Entscheidung kommen.
Entscheiden.
Eine Entscheidung beraubt uns in der Regel anderer (attraktiver) Möglichkeiten. Es ist nützlich zu wissen, dass diese und zahlreiche weitere Aspekte für unsere Klienten eine Rolle spielen können.
Auf der inhaltlichen Ebene hilft es, Chancen und Risiken (besser als Vorteile/Nachteile) möglichst klar zu benennen. Dafür lohnt es sich, in der Vorstellung auch in eine Sackgasse mal ein Stück hineinzugehen, um sich ein detailliertes Bild von den Konsequenzen vor Augen zu führen. Leitfragen hierzu sind: Was sind hier genau die Risiken? Was erwarten Sie, was hier geschehen kann? Wie skalieren Sie Ihre Bereitschaft, dieses
Risiko eventuell in Kauf zu nehmen? Wohin jetzt ? Ganz selten lässt sich bei diesem Erkunden
einer Sackgasse ganz am Ende ein kleiner Fußweg entdecken, durch den es dann doch irgendwie weitergehen kann.
Unser Beitrag als Fragende besteht darin, dabei zu helfen, den Blick einen Augenblick länger auf den unterschiedlichen Möglichkeiten ruhen zu lassen. (Wenn wir genau beobachten, lassen sich viele kleinere Streits in unserem Privatleben auf die gleiche Weise lösen, indem wir genug Zeit und Aufmerksamkeit geben, die Varianten zu Ende zu betrachten.)
In unserem lösungsfokussierten Gesprächsablauf gehören diese Elemente in den Abschnitt Klärung der Anliegen. Hier helfen wir unseren Klienten, ihre Welt genauer abzubilden. Wir hören
unvoreingenommen zu und müssen nur darauf achtgeben, nicht für den einen oder anderen Handlungsentwurf zu sehr Partei zu ergreifen. Durch die Grammatik der Klienten werden wir hierzu manchmal verleitet. Zum Beispiel könnte ein Klient sagen: Ich möchte es sooo gern tun, aber ich habe Angst. Hier konstruiert der Klient einen Widerspruch zwischen "Ich" und "Angst" und wir neigen dazu, dem "Ich" helfen zu wollen mit "der Angst" umzugehen. Hilfreicher ist es, die unter "Angst" zusammengefassten Anliegen mit zur Sprache zu bringen und neben die übrigen Anliegen zu stellen. (Zum Beispiel: Ich möchte eine gewisse Sicherheit behalten, ich
möchte gesund bleiben, ich möchte keine seelischen Schmerzen haben oder verursachen, was auch immer.) Hierdurch wird der Klient als entscheidendes Zentrum seines Lebens gewürdigt. Als eine kreative Instanz, die auch in widrigen Umständen versucht, gute Lösungen hervorzubringen.
Und was für Klienten gilt, soll auch für uns gelten.
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling
Konflikte - Wozu sprechen wir überhaupt miteinander
Liebe Lösungsfokussierte,
wozu sprechen wir überhaupt miteinander?
Um uns zu verständigen. Wofür ist das gut? Damit etwas besser wird oder gut bleibt. Die Gegenwart und / oder die Zukunft.
Helfende Gespräche
Die Beschäftigung mit dem therapeutischen Gespräch bietet Gelegenheit, sich mehr Klarheit über das zukunftsverbessernde Potential von Gesprächen überhaupt zu verschaffen.
Lösungsfokus stellt die Frage „was bedeutet für Dich besser?“ in das Zentrum des Gesprächs. Wir führen hierfür das Gespräch immer wieder auf die drei folgenden Grundfragen zurück:
Wie wäre es, wenn es etwas besser wäre? Wie war es, als es schon mal besser war? Wie sähe
Deine optimale Lösung aus?
Beim helfenden Gespräch konzentrieren beide Gesprächspartner ihre Bemühung darauf, dass der Klient oder die Klientin in Zukunft besser oder gut zurechtkommt.
Andere Gespräche
Andere Gesprächssituationen sind auf andere Art vorstrukturiert. Beispielsweise ganz klar hierarchisch, in diesem Fall werden vielleicht einfach Informationen oder Anweisungen weiter gegeben. Oder es werden abgelaufene Prozesse kritisiert. Im Prinzip geht es auch in dieser Situation darum, die Zukunft zu verbessern. Allerdings besteht hierüber unter Umständen kein Konsens, und meist ist auch die Initiative häufig bei der hierarchisch höher stehenden Person, während die niedriger stehende Person die Umsetzung übernehmen soll.
Konfliktgespräche
Relativ häufig sind Gespräche, in denen die Beteiligten in einer Art von Kooperationsverhältnis miteinander stehen und unterschiedliche Wünsche bestehen. Dementsprechend unterschiedlich sind Ansichten über Ziele und Ideen für Maßnahmen. In diesen Fällen, in denen beide Seiten unterschiedliche und vor allem scheinbar gegensätzliche Ziele verfolgen, sprechen wir von Konflikten. Jeder der Partner möchte mit Hilfe des Gespräches seine eigene Zukunft (und möglicherweise die des anderen) verbessern oder zumindest seine Vorstellungen von dem, was er für eine gute oder bessere Zukunft hält, durchsetzen.
Zur Sprache bringen
Die für gelingende Gespräche notwendigen Grundeinstellungen sind für die unterschiedlichen Arten von Gesprächen identisch und müssen zur Sprache gebracht werden:
Der Andere ist der Experte für sein (Er)Leben, seine Wünsche und Abneigungen, sein Denken und Handeln. Jede/r von uns hat Gute Gründe für ihre/seine Sicht, die Ideen und die daraus entspringenden Worte und Taten.
Anerkennung und Wertschätzung sind Voraussetzung für erfolgreiche und nützliche Gespräche. Werden diese Aspekte nicht irgendwie zur Sprache gebracht, ganz direkt oder als Subtext durch Tonfall, Stimme, Gestik oder Mimik, können sie ihre heilsame Wirkung nicht entfalten.
Auch das Offensichtliche und Selbstverständliche muss mit zur Sprache gebracht werden. (Wir sprechen hier miteinander, wir möchten, dass es allen gut geht, usw.)
Die Fragestellungen entfalten nur dann ihre ganze Kraft, wenn wir wirklich fragen. Das bedeutet, dass wir wirklich interessiert daran sind zu hören, was der andere zu sagen hat; und dass wir dem Gesagten wirkliche Wertschätzung in entgegenbringen.
Fragestellungen und Grundsätze müssen wiederholt werden. Nicht erläutert oder ergänzt, sondern wieder(ge)holt. Anfangs häufiger, später seltener.
Konflikte
Wollen wir die im Spezialfall des helfenden Gespräches wirksamen Fragestellungen auf Konfliktsituationen übertragen, müssen einige wichtige Punkte zusätzlich beachtet werden.
Gleichwertschätzung etablieren
Jede Art von gegenseitiger (relativer) Abwertung blockiert in nicht-hierarchischen Gesprächen den Weg zu Lösungen. Daher ist es entscheidend, die Idee der Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Sichtweisen, Wünsche und Positionen zur Sprache zu bringen und als Grundlage zu etablieren. Hier kann auch ruhig einmal nachgefragt werden, sind wir darüber im Prinzip einig ... ? Geht unser Gegenüber ganz bewusst nicht darauf ein und besteht explizit auf der relativen Abwertung unserer Person oder Anliegen, so ist auch das ein Fortschritt im Gespräch. Wir können dann unsere Überzeugung vom eigenen Wert und vom gleichen Wert unterschiedlicher Perspektiven und Standpunkte in Ruhe Ausdruck geben und von dort weitergehen.
Unterschiede wertschätzen
Keine zwei Menschen sollen oder können auch nur jemals die gleichen Erfahrungen machen, und seien sie noch so eng miteinander verbunden. Es fehlt uns immer die Selbstwahrnehmung des anderen, seine Prägung und Vorgeschichte und nicht zuletzt seine Wahrnehmung von uns als Person. Gemeinsame Werte, Ziele, Ansichten, Freuden und Herausforderungen überdecken häufig diese Tatsachen. Wir bemerken erst an unseren Ent-täuschungen, dass wir phasenweise im Gefühl eines gemeinsamen Einverständnisses in einer gemeinsamen Welt gelebt haben. Gelingt es uns, ganz generell nichts anderes als Verschiedenheit zu erwarten und vorübergehende Lösungslosigkeit ebenso wertzuschätzen wie schnelle Einigung, dann können wir auch in schwierigen Konflikten unsere Gespräche dafür nutzen, bessere Zukunft für alle Beteiligten zur Sprache zu bringen und dadurch zu ermöglichen.
Herzliche Grüße
Christoph Frieling
Wer fragt führt - den Fokus!
LösungsFokus
die Arbeit am eigenen Lösungsfokus ist sehr erhellend. Selbstcoaching führt dazu, mein Gefühl für dasjenige, worauf es ankommt, zu vertiefen. Ich sehe und erlebe dabei, wann welche Fragestellungen mir selbst weiterhelfen und ich lerne, auch auf dieser Ebene zusätzliche Flexibilität zu entwickeln.
Wir begleiten unsere Klienten in ihren inneren Landschaften und laden sie dabei ein, sich auf ungewohnte Weise und auf noch nicht bekannten Wegen an neue Orte zu bewegen. Diese neuen Erfahrungen erschaffen neue Möglichkeiten.
In der Art wie wir mit SFBT vorgehen, haben sie und wir oftmals das Gefühl, sie hätten diese neuen Möglichkeiten ganz allein entdeckt.
Unterschätzen wir nicht den Beitrag unserer Fragestellungen! Jede Frage, die eine wirklich neue Wahrnehmung beim Klienten auslöst, ist eine Sensation. Wenn sie denn hilft in Lösungsräume hineinzuleuchten.
Es ist hilfreich, eine klarere Idee davon zu entwickeln, was eine Frage oder Fragestellung in uns auslösen kann.
Nehmen wir uns mal die Zeit den Prozessen nachzuspüren und schauen mal, was wir alles beobachten können, wenn wir uns selbst etwas fragen.
Vielleicht stellen wir fest, dass einige Fragestellungen dauernd im Hintergrund mitlaufen, zum Beispiel bringt mich das weiter, ist das schön, wie wird das enden, werde ich das können, werden sie mich mögen.
Vielleicht können wir auch bei uns selbst beobachten, dass wir manche unserer bewsst gestellten Fragen nicht wirklich gründlich beantworten, sondern bald abzweigen in unsere automatischen Fragen, die uns auf Wege zu unseren "Lieblingsgefühlen" führen.
Ist es wirklich so, dass eine Fragestellung meinen Fokus lenkt und setzt? Was hilft mir beim Fokus halten, was lenkt den Fokus ab und um? Wann bleibe ich dabei und wann nicht?
Ist vielleicht alles Schauen und Erleben auch als eine Art von "Tätigkeit des Fragens" aufzufassen? Ist alles Fragen eigentlich ein "in die Welt hineinhorchen"?
In die äußere Welt versteht sich - aber auch in unsere innere Welt?
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling
Unterschätzen wir nicht unser Fragen!
Liebe Lösungsfokussierte!
Wir steuern unsere Aufmerksamkeit mit Hilfe von Fragestellungen. Manchmal tun wir dies ganz bewusst, die meiste Zeit automatisch und vielfach ohne es direkt zu bemerken.
Immer dann, wenn wir mehr wissen möchten, klarer sehen, besser erkennen wollen, immer dann sind wir in einem fragenden oder Ausschau haltenden Modus. (Wir haben noch nicht, was wir möchten). Wir schauen genauer hin, denken nach, behalten das im Fokus unserer Aufmerksamkeit, was zu dem gehört, was wir klären möchten. Dieses Findenwollen nennen wir vielleicht Neugier oder Wissbegierde oder Interesse oder Vorsicht oder Sucht oder "auf etwas achten" oder ...
Durch das bewusste Formulieren von Fragen können wir Gegenstand und Bereich unserer Suche einstellen. Sowohl im Gespräch mit anderen als auch im Dialog mit uns selbst wollen wir oftmals den ersten Entwurf der Formulierung unserer Frage noch etwas verändern. Dies ist immer dann der Fall, wenn wir sonst das Gefühl zu haben, mit dieser Formulierung noch nicht genau nach dem zu suchen, was wir finden möchten.
Fragestellungen, die uns von anderen vorgeschlagen werden, können daher immer nur ein erster Vorschlag sein. Oftmals hilfreich, weil wir vielleicht sonst gar nicht auf die Idee gekommen wären, dass wir in der Richtung überhaupt suchen könnten. Haben wir aber erstmal Witterung aufgenommen, können wir uns am besten auf unsere eigene Nase verlassen. Und wir können der Spur so lange nachgehen, bis wir etwas Zufriedenstellendes gefunden haben. Aber Achtung, mit der Nase (zum Beispiel eines Suchhundes) lassen sich weder Fische noch Vögel verlässlich aufspüren. Es kommt schon darauf an, dass wir bei der Verfolgung unserer Fragen darauf achten, die Werkzeuge, Bilder und Formulierungen einzusetzen, die auch funktionieren können.
Im Umgang mit unseren Klienten kann das heißen, dass wir nicht nur mit unseren Fragen neue Antworten und Ideen bei Ihnen zum Wachsen bringen möchten, sondern ihnen hier und dort auch zu einem achtsameren Umgang mit ihren eigenen Fragen verhelfen wollen.
Ich wünsche uns viel Erfolg mit unseren Fragen!
Herzlichen Gruß,
Christoph Frieling
Das wird! - Nur mal angenommen
(Vorstellungskräfteausrichtung)
Liebe Lösungsfokussierte!
jedes Nachdenken oder Hinhören, jeder forschende Blick, lässt sich als eine Art von Fragen auffassen, mit dessen Hilfe wir einzelne Elemente unserer Welt näher beleuchten. Unser Hintergrundverständnis bestimmt das Licht, in dem wir die Dinge sehen. Sind wir zum Beispiel angesichts einer Aufgabe der festen Überzeugung "das wird nichts!", dann wirkt sich das auf die Art unseres Fragens und Nachdenkens, die Art unseres Schauens und Hineinfühlens aus. Wir sehen hauptsächlich die dazu passenden Aspekte und machen sie zur Grundlage unseres Handelns. Ähnlich ist es in abgeschwächter Weise, wenn wir zwar nicht mit der festen Überzeugung aber mit einem entsprechenden Verdacht an eine Sache herangehen. Wiederum anders ist es, je nachdem ob wir die Sache für wichtig, eilig oder aber für unwichtig halten.
Denken wir von einer Sache, "das wird nichts" oder " das ist knapp" oder "das ist zu ... (groß, klein, wichtig, unwichtig, lange, kurz, was auch immer)", dann enthält diese scheinbar so kleine Idee "zu" als Hintergrund bestimmte Annahmen über uns selbst, unsere Kräfte und die Kräfte unserer Unterstützer und Widersacher und vor allem auch über unsere daraus folgende Zukunft, ob diese nämlich gut sein wird oder eben nicht. Diese Hintergrundannahmen bemerken wir oftmals nicht (vor allem, wenn wir uns an dieses vertraute Licht schon gewöhnt haben) und kommen daher nicht auf die Idee, auch hier mit unserem Lösungfokus anzusetzen.
In der Arbeit mit unseren Klienten tun wir ja auch genau das. Wir überspringen die Frage nach dem "wie das gehen könnte" und laden sie ein, sich vorzustellen wie sie sich wünschen, wie sie wären und wie die anderen wären. Und wir ermutigen sie und laden sie ein, dies an Orten in ihrer Welt zu tun, die sie selbst bisher nicht bemerkt haben oder wo sie selbst kein Licht sehen oder auch nicht für möglich halten. Wir laden sie ein und bleiben dann auf die unterschiedlichsten Weisen dran, bis sich Kontakt mit einem lebendigen inneren Erleben einstellt, das sich gut anfühlt. Richtig gut.
Und dann lassen wir uns überraschen, wie es von dort aus weitergeht...
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling
Depression
Liebe Lösungsfokussierte!
Depression sagen wir, wenn jemand keinen Weg sieht, keinen Himmel, keine Zukunft. Zumindest keine, die schön sein könnte. Das schmerzt. Und das soll so sein. Schlechte Zukunft, schlechtes Gefühl. So einfach ist das. Ein einzelner zentraler Wert genügt, der aussichtslos düster erscheint. Von dort aus wird alles eingeschwärzt. Meine Beziehung, mein Wert, meine Arbeit, meine Kinder, meine Welt, mein Leben, was auch immer. Der eigene Körper resonanzverstärkt: Die schwere Brust, das klamme Herz, der wehe Bauch, all das bringt neue dunkle Gedanken und noch mehr schweres, klammes Weh. Familie und Freunde sprechen Mut zu, trösten, beruhigen, ermüden hilflos am Ende ebenfalls. Um Gottes Willen. Es geht nicht, ich kann nicht, bin nicht gut genug.
Einmal ganz nach unten mitgehen, ohne das geht es nicht. Vielleicht das Schwierigste für uns, hier nicht zu widersprechen. Sondern nachmachen , nachempfinden auch das Fürwahrhalten der finstersten Perspektive. Und dann helfen wir, etwas Gutes in den Blick zu nehmen. Etwas Kleines, etwas Großes. Ein Beispiel für ein Wert-sein oder Gut-sein. Weisen alle Fragen ab danach, wie das denn zu schaffen wäre und was daran vielleicht ungenügend sein könnte. Und bleiben hier. Damit die Erfahrung von etwas Gutem ihre Wirkung entfaltet. Halten hierfür den Fokus im Guten und Besseren, unterbrechen und unterbinden die automatischen Schleifen, die mit Schärfe oder Mutlosigkeit alles Gute abzuschleifen gewohnt sind.
Woran würden wir merken, dass wir selbst die Dunkelheit nicht fürchten?
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling
Schmerzen
Liebe Lösungsfokussierte!
Im Gespräch über einen Trennungsschmerz und die Wut und den beschädigten Selbstwert und die äußerst schmerzhafte Verspannung des Kiefers, die sie nachts nicht schlafen lässt, frage ich nach den ersten Zeichen für eine Verbesserung und wann es die schon mal gegeben hat. Die Klientin erinnert sich an eine Zeit, in der sie sehr offen war, anderen und auch sich selbst gegenüber das Gefühl hatte, niemandem entsprechen zu müssen. Wir gingen in diesen Lösungsraum hinein und während sich die für sie angenehme Erinnerung daran immer mehr ausbreitete, sagt sie, während sie beginnt schmerzvoll zu weinen:
"Aber wenn ich mir selbst gegenüber so offen bin, dann spüre ich jetzt auch meinen Schmerz wieder."
(Was nun? Wie machen wir hier mit unserem Lösungfokus weiter?)
"Wie möchten Sie sich denn bei und mit ihrem Schmerz fühlen?"
"Den will ich nicht haben!"
"Und wenn Schmerz eigentlich einfach eine Form ist, 'Nein' zu sagen?"
"Dann will ich den trotzdem nicht haben!"
"Und mal angenommen, er ist unvermeidlich, was dann?"
Im Folgenden erinnert sie ausführlich, wie sie beim Zahnarzt oder bei der Geburt ihres Sohnes einen Frieden geschlossen hat.
"Und wie wäre das in diesem Fall, wenn der Schmerz unvermeidbar wäre?"
(Die Klientin schließt die Augen)
"Ich merke, wie da in die Schultern Energie wieder reingeht ... das breitet sich nach oben aus ... bis zum Kiefergelenk ... das tut so unfassbar weh ... da kommt so viel Energie, ich würde am liebsten losrennen und was machen, und dann geht das wieder runter ... ... jetzt ne ruhigere Bahn ... das tut so gut, wie sich das entspannt ... "
(Nach einer Weile öffnet sie die Augen wieder)
Es war eine schöne Erfahrung mitzuerleben, wie diese unerwartet lebendige Erfahrung sich immer weiter ausgebreitet hat. Ob nun bei einem Thema wie diesem oder einem ganz anderen, immer wenn unsere Klienten eine Art von Lösung vorlegen, können wir im Anschluss daran mit Wunderfrage und Skalen dabei helfen, die guten Empfindungen im Alltag der Zukunft zu verankern. Und dann, beim nächsten Mal, sehen, was besser war :)))
Wenn wir davon überzeugt wären, dass Schmerzen eine Form sind, mit vollem Recht 'Nein' zu etwas zu sagen, welchen Unterschied würde das machen in unserem Umgang mit uns und mit anderen?
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling
Hören ist nicht denken, sagen ist nicht tun, planen ist nicht umsetzen, anfangen ist nicht beibehalten
Grundsätzlich lassen sich zwei Zustände unterscheiden. JA-SAGEN und NEIN-SAGEN
Beim JA-SAGEN möchten wir, wollen, finden gut, mögen, lieben, streben wir auf etwas zu, halten, suchen, gehen hin, pflegen, schützen, bewahren, erhalten, lieben wir.
Beim NEIN-SAGEN stoßen wir ab, meiden, wollen beenden, wollen aus dem Weg gehen, finden schlecht, verurteilen, beschädigen, vernichten, kritisieren, lehnen ab, hassen, töten wir.
Im allgemeinen wechseln wir hin und her. Je nach Gegebenheiten, Anlässen und Stimmungen.
Lösungsfokus sucht das JA-SAGEN und lebt davon, dass dies über längere Zeiträume beibehalten wird. Natürlich gibt es dabei auch das "Schöne NEIN!" zu dem wir ja sagen; kraftvoll, entschlossen, verständlich, unbedingt.
Lösungsfokussierte Therapie hilft Anderen beim umd zum JA-SAGEN. Mit Anerkennung und Klärung der Anliegen, mit den ersten Zeichen für Fortschritte, mit Fragen nach Ausnahmen und Wundern, mit Skalen und kleinen Experimenten.
Je klarer wir selbst fühlen, worauf es beim guten Leben ankommt, desto besser für unsere Klienten.
Herzliche Grüße,
Christoph
Zusammenwirken
Durch das Sehen mit zwei Augen wird die Wahrnehmung räumlicher Tiefe ermöglicht. Was geschieht hierbei eigentlich? Welche Rolle spielen hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Bilder? Welche Rolle spielt die Ausrichtung des Fokus?
Durch das Hören mit zwei Ohren wird die Wahrnehmung der Richtungen ermöglicht, in der sich die Geräuschquellen befinden. Was geschieht hierbei eigentlich? Welche Rolle spielen hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Höreindrücke? Welche Rolle spielt die Ausrichtung des Fokus?
Durch das Gehen und Stehen mit zwei Beinen werden stabile und kontrollierte Haltungen und Bewegungsänderungen ermöglicht. Was geschieht hierbei eigentlich? Welche Rolle spielen hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Standpunkte? Welche Rolle spielt die jeweilige Ausrichtung der Kräfte?
In allen Fällen fließen Informationen und Kräfte in eine gemeinsame Verarbeitung ein.
In unserem Fall ist diese gemeinsame Verarbeitung das Gespräch! Für die Dauer des Gesprächs wird der Fokus der Beteiligten gemeinsam ausgerichtet. In einem Team werden die Kräfte aufgeteilt und auf das gemeinsame Ziel ausgerichtet. In einem helfenden Gespräch geschieht ...
was ... ?
Herzliche Grüße,
Christoph
Gutes wissen ...
Manchmal
haben wir im Verlauf eines Gespräches mit unseren Klienten das Gefühl, dass sie mit ihren Ideen und Gedanken auf dem richtigen Weg sind. Wir freuen uns, dass sie drauf gekommen sind und bestärken sie in der eingeschlagenen Richtung. Wir sind, sozusagen, ganz ihrer Meinung, nehmen dies als Beleg für die Richtigkeit der Ideen und Empfindungen und unterstützen entsprechend.
Worauf es hier ankommt ist die verdeckte Idee, dass wir für unsere Klientin einen „richtigen“ Weg irgendwie erkennen können. An dieser Stelle verlassen wir manchmal den leeren Kreis unseres Nichtwissens und dies meist unbewusst. Klient und Therapeutin bemerken an dieser Stelle nicht, dass hier Verschiebungen stattfinden können in die Verteilung von Autorenschaft und Verantwortung für Entscheidungen über wahr und falsch, über günstig und ungünstig.
An dieser Stelle innehalten, wie macht man das? Können wir unseren Klienten hier vertrauen? Würden sie ohne unseren Zuspruch die „gute“ Idee vielleicht wieder fallen lassen? Und können wir das verantworten? Müssen wir ihnen nicht helfen? Ist es nicht ganz gleichgültig, von dem die „gute“ Idee nun stammt und kommt es nicht ausschließlich darauf, dass der Klient etwas anders macht? Was kann es schaden, ihn in bestimmten Gedanken zu bestärken? Was dürfen wir „wissen“ über richtig und falsch, ohne den Prozess des Klienten zu übernehmen?
Sollen wir wirklich immer nur wissen, dass es gut ist und gut wird und uns über das „wie“ keine Gedanken erlauben? Wenn hier konsequent wären, wie würde sich das auf unsere Gespräche auswirken?
Herzliche Grüße,
Christoph
„Es geht mir richtig gut“
Liebe Freunde,
haben wir wirklich die Wahl? Bestimmen nicht die Umstände unser
Wohlergehen? - Unser Umfeld, unsere Erziehung, unsere Erfahrungen, Wetter,
Familie, Kollegen, Freunde, Arbeit, Armut, Krankheit, Politik, Wetter, usw?
Müssen wir das nicht erst besser werden lassen, damit es uns richtig gut gehen
kann?
Und wenn es mal dazu kommt, woran merken wir, dass es uns gut geht, was
fühlen wir, was uns veranlasst zu sagen:
Ich fühle mich gut!
Mir geht es gut!
Ich bin glücklich!
Wie schaffen wir denn dann das Glück? Sind all die Umstände plötzlich
geregelt?
Nicht?
Oder eben gerade ja?
Unsere Klienten führen wir systematisch an ihre Lösungsräume heran - helfen
Ihnen dabei, Gutes zu erinnern – und, wenn dann alles gut geht mit der
Wunderfrage, ein Strahlen!
Und wie bleibt etwas davon? Was war besser? Und was noch? Und was wächst?
Wollen wir lieber bescheidener oder entschiedener sein in unseren Ansprüchen
was das eigene Glück angeht und was das Glück unserer Klienten betrifft?
Herzliche Grüße,
Christoph
„Wille und Unwille“
Mir wurde vor einigen Tagen von privater Seite die folgende Frage vorgelegt:
Über einen längeren Zeitraum habe ich immer wieder Zusagen bekommen, die nicht eingehalten wurden. Ich übte mich in Geduld. Mit Blick auf den Menschen und seine guten Eigenschaften. Ja, es hatte schon mal vorsichtige Gespräche gegeben in der Vergangenheit, in denen ich die Person konfrontierte. Als Antwort hörte und sah ich sofort echte Zerknirschung und Verständnis für meine Wünsche nach Umsetzung.
Nur geändert hatte das nichts.
Dann die nächste Episode, Zusage und wieder Nichteinhaltung mit Erklärungen, warum es nicht geklappt hat. Ich sagte nichts, wollte nichts sagen, das brachte ja nichts. Statt einer Aussprache begann ich ein kleines Protokoll anzulegen, meine Gedanken, Gefühle und Beobachtungen festzuhalten, um sie bei besser passender Gelegenheit vorzutragen, am besten, wenn den Worten endlich Taten gefolgt sind - oder auch nicht. Jedenfalls war mir leichter. Im Kontakt blieb ich freundlich, auch wenn die Aufzeichnungen es nicht waren. Die enthielten neben den Beschreibungen der Abläufe ein paar eher böse, mindestens scharfe Bemerkungen.
Weiter ging es mit Ankündigungen, denen Nichteinhalten mit Begründungen und wieder neuen Ankündigungen folgten. Zu guter Letzt platzte mir in einem ungünstigen Moment der Kragen. Bitte keine Ankündigungen mehr, sondern nur noch Umsetzungsberichte! Ich bin sehr unzufrieden! Nicht freundlich. Unwillig.
Danach erfolgte zu meiner Überraschung ein kompletter Kontaktabbruch der eigentlich freundschaftlichen Beziehung.
Was ist hier schief gegangen, was hätte ich besser machen können ?!?
Zusagen, Versprechen, Ankündigungen. Was geschieht hier?
Ein Mensch erklärt seinen Willen etwas zu tun. Sagt, „ich werde“. Dies kann mehr oder weniger freiwillig geschehen. In einem Verhältnis auf Augenhöhe, einem Schuld- oder Vertragsverhältnis, einem Abhängigkeitsverhältnis, wie auch immer.
Der Mensch gibt sein Wort und wir glauben ihm. Gehen davon aus, dass die Zukunft (in etwa) so sein wird. Wir erwarten, dass er seinem Wort entsprechend handelt.
(Ja, man weiß ja nie was genau, was er denn nun genau gemeint hat. Auch kleinere Abweichungen können hier schon einen gewissen Unwillen bei uns hervorrufen. In der Regel wissen wir, dass Verständigung fehlerträchtig ist und sind hier je nach Situation und Temperament mehr oder weniger nachsichtig.)
Aber was, wenn es sich uns anders darstellt, das Versprochene geschieht nicht?
Wir fühlen uns enttäuscht. Es geschieht nicht das, was wir schon als vollendetes Geschehen in unsere Welt eingebaut hatten. Was wir als gegebene Realität behandelt haben, etwas, das so sicher eintritt, wie der Morgen einen neuen Tag bringt, das stellt sich als eine Täuschung heraus. Als ein Verlust, der von uns mehr oder weniger schmerzhaft empfunden wird.
Je nach Temperament und Situation sind wir zunächst nachsichtig oder sogleich zornig.
Solange wir den guten Willen in der anderen Person wahrnehmen, desto eher werden wir mit Nachsicht reagieren.
Beginnen wir an diesem guten Willen zu zweifeln, verlieren wir unseren Glauben an die Person. Fast unmerklich und schleichend oder plötzlich und endgültig fühlen wir uns enttäuscht, nicht ernst genommen, getäuscht oder gar betrogen. Unser Unwille richtet sich jetzt gegen die Person. Ähnliches geschieht, wenn wir zwar den guten Willen sehen, aber unser Vertrauen in andere Kräfte des anderen erschüttert ist. Ja, er will wohl, das glaube ich, aber ihm fehlen andere Qualitäten, die Umsetzung wird (wieder) scheitern. Sei es Urteilskraft, Geschicklichkeit, Organisationsfähigkeit, Härte gegen sich selbst und andere, was auch immer.
In der Konsequenz nehmen wir Aussagen nicht mehr ernst. Wir schenken kein Vertrauen mehr.
Immer, wenn so etwas in unserem Leben geschieht, dieser Vertrauensverlust, so erleben wir das als das, was es ist. Ein Verlust. Hier geht etwas Kostbares verloren. Wir können nicht mehr glauben oder wollen zu unserem Schutz nicht mehr. Wir leben so selbstverständlich im Vertrauen wie ein Fisch im Wasser. Die enorme Bedeutung und das Wunder, das in verlässlichen Beziehungen liegt, ist uns oftmals gar nicht bewusst. Wir geben einander Fixpunkte in der Zukunft. Dies oder das zu tun zu gegebener Zeit. Mit Sicherheit und unserer ganzen Kraft.
Geht es von unserer Seite mal daneben, so unterstreichen wir mit Signalen wie Reue und Wiedergutmachung die enorme Wichtigkeit, die wir verlässlichen Beziehungen beimessen. Parallel oder alternativ dazu suchen wir nach Begründungen und von uns nicht zu verantwortenden Einflüssen, die uns abgehalten haben, unser Wort zu halten. Das ist zweischneidig, entlastet uns kurzfristig, aber untergräbt mit der Zeit das Vertrauen, dass wir unserem eigenen Willen und Fähigkeiten schenken.
Vertrauen ist ein Verb wie glauben. Wer vertraut, baut auf einer bestimmten guten Zukunft weiter auf. Vertrauen aufbauen nennen wir die Aktivitäten, die den Glauben in etwas stärken. Warum wollen wird das tun? Warum wollen wir den Glauben an etwas stärken, warum wollen wir Vertrauen stärken?
Wozu ist das gut?
Wir können gemeinsam andere Dinge tun als allein. Wir können loslassen, wo wir wissen, das andere uns halten. Wir können Projekte mit Zuversicht anpacken, vor denen wir alleine den Mut verlieren.
Wir können unsere Energien auf größere Ziele ausrichten. Wir können größer planen und mehr bewegen. Wir können Kräfte bündeln.
Vertrauen ... Darauf (auf)bauen, was der andere gesagt hat.
Bauen ... Dinge sinnvoll anordnen, so dass sie einem gewünschten Zweck dienen. Wir investieren Zeit und Energie.
Darauf ... etwas von oben (entgegen der Schwerkraft; in Fortsetzung einer Folge) auf etwas Unteres anfügen. Das Untere hält oder trägt oder stützt hierbei das Obere. Das „darauf“ Angefügte (be)ruht auf dem Unteren.
So wie ein Haus auf seinem Fundament und wie ein Baum auf seinen Wurzeln steht, so stehen unsere Zukünfte auf den Worten und dem Willen unserer Freunde.
Was hätte man hier besser machen können ?
Ich weiß es nicht, vielleicht nur das eine, mit Lösungsfokus wär das nicht passiert.
Herzliche Grüße,
Christoph
„Besser genug“
Neben allen methodischen Feinheiten, die ich von Steve de Shazer gelernt habe, hat mich am meisten seine Art beeindruckt. Er war ruhig, freundlich und sehr aufmerksam, wenn er angesprochen wurde. War das nicht der Fall, dann schwieg er. Und schwieg. Wollte nichts.
Steve trug besondere Schuhe, handgemachte Schuhe aus Italien. Und er ging mit großen, sehr bedachten Schritten. Als würde er den einzelnen Schritten nachlauschen und jeden einzelnen ganz bewusst erleben. Im Seminar reagierte er auf Fragen von Teilnehmern ganz unterschiedlich, mal mehr, mal weniger geduldig. Alles Lernen muss vom Schüler ausgehen, sagte er; und machte in Form und Inhalt keine Kompromisse. Ich habe das damals nicht richtig verstanden. Warum nimmt er die Verärgerung von Teilnehmern in Kauf? Und einige waren verärgert! Vielleicht wollte er nicht durch zu großes Entgegenkommen in die Entscheidung einzelner Schüler einzugreifen, bei wem und was sie wie lernen mögen. Aber vermutlich wollte er einfach nur er selber bleiben, ganz so, als sei das für alle Beteiligten langfristig gut genug. Ja, gut genug und nicht das Beste. Steve war kein Vertreter des Besten, das stets mehr von uns verlangt und mehr verspricht, das der Feind des Guten ist und uns in einem fort vorantreibt. Dies spiegelt sich auch in seiner ungewöhnlich formulierten Frage an seine Klienten, ob es besser genug sei. Hier liegt für mich die Essenz von Steve de Shazers großem Beitrag. Die Fragestellung lädt dazu ein, unserem natürlichen Streben und Wachsen etwas mehr Gelassenheit und Wertschätzung an die Seite zu stellen. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Und vielleicht hilft sie uns und unseren Klienten dabei, etwas häufiger den einzelnen Schritten in unseren Leben nachzulauschen ... auch in schwierigen Zeiten, mit Freude.
Herzliche Grüße,
Christoph
Annahmen und Wahrnehmungen
Jeder von uns glaubt über sich selbst, dass es wesentliche Dinge gibt, die ihn ausmachen.
Jeder von uns glaubt über sich, dass einige davon nicht gut sind.
Jeder von uns glaubt über sich, dass einige davon ganz OK sind.
Jeder von uns glaubt das auch über andere Menschen.
Jeder von uns glaubt, dass die anderen Menschen ihn auch in der Art wahrnehmen.
Einige dieser Annahmen sind uns bewusst, zumindest teilweise. Von anderen wissen wir solange nichts, bis wir sie möglicherweise eines Tages entdecken. So oder so bestimmen sie ausnahmslos, wie eine Art von Filter, unsere Wahrnehmung und unser Erleben von dem, was wichtig und richtig ist. Sie bilden unsere Wirklichkeit, nach der wir unsere Möglichkeiten einschätzen und unser Verhalten ausrichten. Hierbei sind es häufig unscheinbare Details und Implikationen unserer Annahmen, die wichtige Unterschiede machen und große Auswirkungen haben.
Unsere Freiheit liegt darin, dass wir das Gefüge dieser Annahmen untersuchen und überprüfen können. Finden wir neue Details, Ergänzungen oder können Fehler korrigieren, so hat das direkte Auswirkungen auf unsere Handlungsmöglichkeiten. Richtung, Intensität und Dauer einer solchen Untersuchung beeinflussen den Erfolg. Die Hauptwerkzeuge für eine solche Untersuchung sind Fragen, mit deren Hilfe wir uns bestimmten Aspekten genauer zuwenden, um deren Details und Zusammenhänge genauer zu erfassen. Unsere Fokussierung auf eine bestimmte Fragestellung über einen längeren Zeitraum bildet dabei so etwas wie einen Fixpunkt oder Hintergrund, vor dem wir klarer sehen können, was uns bewegt.
Je nachdem, welche Fragen wir genau stellen und wie gut es uns gelingt, einen Fokus über eine längere Zeit aufrecht zu erhalten, können wir neue Perspektiven und Möglichkeiten (er)finden. Bei der Auswahl der Fragen kommt es vor allem darauf an, dass sie unsere Suche in fruchtbare Bereiche lenken. Damit wird gewährleistet, dass die neuen Erkenntnisse und Einsichten ein guter Boden sind für die Lösung unserer Schwierigkeiten und das Wachstum unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir lernen, uns und unseren Klienten diese Art von Fragen besser und besser zu stellen.
Herzliche Grüße, Christoph
Gute Gründe für ... “Streit“
Laut Duden geht der Begriff Streit zurück auf strīt, was Widerstreben, Aufruhr bezeichnet hat.
Die Kräfte sind beim Streiten in Aufruhr und ihre Richtung ist gegen etwas gerichtet.
Eine Partnerschaft oder Familie ist ein eingespieltes System. Bei der Arbeit an Lösungen geht es hier grundsätzlich immer darum, einen guten Umgang mit Verschiedenheiten zu finden. Ganz konkret in gegebenen Konflikten und Streitfällen sowie auch ganz allgemein.
Frau möchte dies, Mann möchte das. Hinzu kommt, dass Missverständnisse die Regel sind, in denen einzelnen Äußerungen ganz verschiedene Hintergründe, Absichten und Bedeutungen zugeschrieben werden.
Unsere Aufgabe besteht darin, Impulse zu geben, die zu einer besseren Abstimmung der unterschiedlichen Saiten untereinander führen. Wieder zunächst ganz konkret und in der Folge möglichst selbsterhaltend.
Wir ermöglichen dies unter anderem dadurch, dass wir das Gespräch verlangsamen (moderare). Durch Gleichwertschätzung sorgen wir dafür, dass alle relevanten Wünsche und Hintergründe (Perspektiven) einigermaßen vollständig ausgedrückt werden können. Dies geschieht durch entsprechende Hinweise zu Beginn des Prozesses und durch aktives Eingreifen. Letzteres immer dann, wenn das Gespräch in Lösungsräume zurückzuführen ist oder wenn einer der Partner in die Rede des anderen hinein unterbricht und widerspricht. Wir dürfen hier die Situation nicht überfordern und am Anfang nicht zu viel erwarten. Manchmal haben die Partner Automatismen ausgebildet, die jedes Gespräch automatisch zu ungelösten Punkte führen, anhand derer dann über eher grundsätzliche und prinzipielle Differenzen (weiter) gestritten wird. Hier müssen wir geduldig wieder und wieder das Gespräch auf die grundlegenden Anliegen bringen. Diese Anliegen müssen zunächst überhaupt ausgedrückt und dann, in Lösungssprache gebracht, bei der gemeinsamen Entwicklung einer guten Zukunft für alle mit Blick behalten werden.
Aufruhr und Widerstreben kommen dann zur Ruhe, wenn sich alle wesentlichen Anliegen gewahrt sehen. Ist das geschehen, dann lassen sie sich nebeneinander in den Dienst einer guten Zukunft für alle Beteiligten stellen.
In diesem Sinne wünsche ich uns und unseren Klienten den Mut und die Ruhe, so lange an unseren Anliegen zu formulieren, bis der innere Aufruhr sich legt und die freiwerdenden Kräfte und sich in kraftvolle und kreative Handlungen verwandeln können.
Herzliche Grüße,
Christoph
Gute Gründe für Schuldgefühle
„Ich habe ein schlechtes Gewissen, fühle mich schuldig.“
Bitten wir hier unsere Klienten genauer zu beschreiben, was sie mit diesen Worten meinen (ohne die Begriffe Schuld und Gewissen zu benutzen), so beschreiben sie uns unangenehme Empfindungen in Verbindung mit Gedanken daran, etwas getan, gedacht, empfunden, etwas gesagt zu haben oder etwas zu wollen, was nicht <gut> ist, was <schlecht> ist. Noch weiter gehend ist die Idee oder Wahrnehmung, selbst nicht gut zu sein.
Menschen verheddern sich im Selbstverständlichen. Was habe ich gelernt „richtig“ zu nennen ? Was „falsch“? [Etwas oder jemanden geschädigt zu haben, Unrecht getan zu haben, etwas unterlassen zu haben, den eigenen Werten nicht entsprochen haben, usw]
Wir reagieren reflexhaft auf Zuschreibungen von „Gut“ oder „Schlecht“. Ganz gleich, ob von uns selbst oder von anderen kommuniziert.
Glauben wir, dass andere Fehler gemacht haben, fordern oder erwarten wir einen Ausgleich in Form von Wiedergutmachungen oder Strafen. Und wir verlangen von ihnen eine Einsicht, ein „Wissen des Schlechten“, das sie getan haben, (verbunden mit den oben genannten, mehr oder weniger unangenehmen, Empfindungen.)
Wenn unsere Klienten klagen, sie hätten ein „schlechtes Gewissen“ lohnt es häufig, kurz dem Ausmaß des Schadens nachzugehen, der angerichtet wird oder wurde. Hier kommen in der Regel drei Maßstäbe zum Einsatz, der der Geschädigten, der der Täter und der von nicht unmittelbar Betroffenen.
(Dies gehört alles noch zum Bereich der Klärung des Anliegens; wir müssen hier der Versuchung widerstehen, uns ganz automatisch oder zu früh mit d e r Seite der Klienten zu verbünden, die das s.G. gerne los wäre!!)
Gute Fragestellungen können sein:
o Was genau halten Sie sich vor ?
o Worin besteht der Schaden ?
o Haben Sie Ihr Bestes getan in dem Moment oder haben Sie zum gegebenen Zeitpunkt gewusst, dass Sie es eigentlich besser können ?
o Möchten Sie es (wieder) gut machen?
o Glauben Sie, Sie können es (wieder) gut machen ?
Skalierungen helfen den Klienten hier dabei, sich zu orientieren und genauer zu spüren, wo Sie stehen und was sie selbst für richtig halten. So entsteht für sie mehr Freiheit zu wählen, ob sie ihre unangenehmen Schuldgefühle als Motivation für eine Klärung nutzen möchten und zum Beispiel noch offene <Schuldverhältnisse> durch angemessene Wiedergutmachung ausgleichen oder ob sie die Dinge auf sich beruhen lassen möchten oder auch wie sie nach möglicherweise nicht wieder gut zu machenden Fehlern (z.B. verursachter Unfalltod) weiter leben möchten. Es kommt für uns hier darauf an, unsere eigene Lebenserfahrung zurückzustellen und den Klienten dabei zu erlauben, einen ganz eigenen Weg zu finden; zum Beispiel mit Hilfe unserer Frage nach den ersten Zeichen dafür, dass unser Gespräch sich gelohnt haben wird. Bringen wir genügend Geduld und Disziplin auf und bleiben konsequent hinter unseren Klienten, so können wir uns immer wieder beeindrucken lassen von verblüffend einfachen, sehr kreativen oder auch besonders berührenden Lösungs‐ansätzen, die das „gute Gefühl“ wieder hervorbringen und wachsen lassen. Neben, trotz und auch hin und wieder wegen des „Wissens des Schlechten“.
Ich wünsche uns allen in diesem Sinne die nötige Nachsicht, Geduld, Aufmerksamkeit und Genauigkeit im Umgang mit den Gefühlen „nicht gut“ zu sein oder gewesen zu sein. Seien es die unserer Klienten oder auch unsere eigenen.
Herzliche Grüße, Christoph
Ein Wissen, von dem wir nichts Genaues wissen
Liebe Lösungsfokussierte,
heute geht es mir um einen etwas allgemeineren Blick auf unsere Kunst. Uns misslingen manche Dinge. Zum Beispiel, weil wir nicht wissen, wie es geht. Sagt man es uns oder lesen wir nach, dann klappt es. Nach einiger Übung sogar gut. Dann wiederum gibt es Gelegenheiten, da tun und lassen wir, wieder und wieder, Dinge auf eine Art, von der wir vorher und nachher recht genau wissen, wie es anders besser wäre. Aber wir tun es nicht, empfinden es nicht, lernen es nicht. Wir handeln, sprechen und empfinden anders, als wir es bei ruhigem Nachdenken für richtig halten. Diese stabilen Fehler, so wollen wir sie einmal nennen, haben mitunter eine erstaunliche Hartnäckigkeit.
Wir handeln anders als wir wollen. Wie kommt es dazu ? Wer will ? Wer handelt ? Was ist hier los? Von woher stammen die Impulse, von woher die Gedanken? Und vor allem wie, wie kommen wir weiter, hin zu diesem besser ?
Wenn wir hier den ersten Schritt mit Lösungsfokus hineingehen und fragen, wie wäre es denn besser, könnte man vielleicht formulieren: Wir möchten das, was wir für uns als gut erkannt haben, auch tun. Wir möchten einen Weg finden, unsere Erkenntnisse und Einsichten so in uns zu verankern, dass wir automatisch tun, was gut für uns ist. Wir möchten nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit Bauch und Herz aus unseren Fehlern lernen und dann erleben, wie wir gut handeln. Wir möchten uns freuen an unserem Einklang mit der Welt. Sei es in harmonischer Tätigkeit, im Miteinander oder in beherzten Auseinandersetzungen.
Wo sonst Wasser ist kann man jetzt laufen Jede stabile Handlung benötigt einen stabilen Bezugsrahmen. Worin besteht dieser bei stabilen Fehlern ? Wenn ich wieder und wieder etwas anderes tue als das, was ich denke, plane und möchte, was liegt meinem Handeln in dem Moment zugrunde ? Welche Annahmen über die Wirklichkeit?
Es scheint da ein Wissen zu geben ohne Augenschein, ein Wissen von dem wir nichts Genaues wissen, einen Glauben, eine Eigenwelt und Innenwelt mit festen Regeln, Verhältnissen und Möglichkeiten. Und die verändert sich nicht und lernt nicht so ohne weiteres durch unser Denken, unsere Einsichten und unsere Sprache; sondern bleibt und erneuert sich wie alles Lebendige in stabiler und wiedererkennbarer Form. Sichert und konserviert uns und unser Überleben. Ein geschützter Code. Geschützt vor willkürlichen und kurzsichtigen ingriffen, geschützt vor Veränderungen.Living Solutions Bevor ich weitergehe, möchte ich nicht versäumen, hier meine Anerkennung und Hochachtung auszudrücken. Mir scheint, dass ich das noch nicht ausreichend getan habe. Dass ich mich noch mehr beeindrucken lassen könnte von einem so komplexen und wunderbar stabil elastischen Code, der mich bis heute und hierher zwar nicht immer schmerzfrei, aber so einigermaßen gesund und zufrieden geleitet hat. Mir manche instinktive Entscheidung aufgezwungen, mich für dieses oder gegen jenes auf den Weg gebracht hat. Auch gegen meine aktuelle Meinung, meinen Willen, meine Einsicht. Danke dafür!
Wie wäre es nach einer Art Wunder ? Wäre überhaupt etwas anders ? Davon vielleicht beim nächsten Mal. Vielleicht habt ihr auch eigene Ideen dazu - immer her damit. Seid ganz herzlich gegrüßt,
Christoph
Im Januar 2014
Gute Gründe für “Angst” NL-LS 1409
Liebe Lösungsfokussierte,
„Ich habe Angst.“
Worum geht es hier ?
Wenn wir nachfragen, was Klienten genau merken, was sie empfinden, (bitte beschreiben Sie, ohne Begriffe wie „Angst“, „Panik“ oder ähnliches zu gebrauchen), werden sie unangenehme Empfindungen und Gedanken beschreiben. Im Zusammenhang mit mehr oder weniger klaren Vorstellungen von Ereignissen, die auf sie zukommen könnten, die auf die eine oder andere Art schwer oder unmöglich zu bewältigen sind. Ereignissen, denen sie sich nicht gewachsen fühlen. Dieser Mechanismus lässt sich gut mit einem Frühwarnsystem oder einer Art von Alarmanlage vergleichen. Sinn und Zweck eines Alarms ist es, uns auf Unsicherheiten, Risiken und Gefahren hinzuweisen, damit wir die in dem Zusammenhang erforderlichen Schritte durchführen. Diese können auch vorbeugender oder einfach klärender Natur sein. Der Alarm ist umso anhaltender und hartnäckiger, je unklarer, vielfältiger oder folgenschwerer die möglichen Gefahrenpotentiale sind. Abgeschaltet wird der Alarm erst, nachdem wir für ausreichende Sicherheit gesorgt haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns getraut haben nachzusehen und dann feststellen, dass der Alarm von einer Maus ausgelöst wurde oder ob wir die Schritte der Helfer auf der Treppe hören.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bezieht sich der Alarm auf die Zukunft. In der Natur der Zukunft liegt es, dass wir sie nicht zu 100 % sicher wissen können. Wie sehr wir uns auch bemühen (und das tun wir!), es bleibt immer ein Rest Unsicherheit. Wir können uns noch so gut gegen alle möglichen Risiken abzusichern versuchen – es bleibt ein Rest. Vor dem Hintergrund dieser Rest‐Unsicherheit kann die Empfindlichkeit unserer Alarmsysteme zu stark oder zu schwach eingestellt sein. Dies kann vorübergehend sein oder eine Eigenheit einer Person, einer Gruppe, einer Situation oder einer Epoche. Die Tatsache, dass wir die als "Angst" bezeichneten unangenehmen Empfindungen loswerden möchten, bedeutet nicht automatisch, dass wir unser Alarmsystem loswerden möchten. Begreifen wir besser, was die unangenehmen Empfindungen für uns tun – oder anders ausgedrückt, zu was sie uns anhalten möchten, können wir uns vielleicht freier entscheiden, ob wir ihrem Aufruf folgen und uns anders verhalten oder besser und konkreter vorbereiten wollen, oder ob wir nach nüchterner Abschätzung der Lage andere Prioritäten setzen wollen. Für unsere Klienten kommt es darauf an, tragfähige Lösungen für künftige Herausforderungen zu entwickeln. Manchmal geht es auch ganz allgemein darum, mehr Selbstvertrauen und einen besseren Umgang mit jeder Art von Unsicherheit zu finden. Für uns kommt es dabei darauf an, mit dem in Kontakt zu bleiben, was unsere Klienten möchten und was sie glauben zu können und nicht zu können. Sobald sie klarer werden und beginnen, einen ausreichend sicheren und stabilen Weg in ihre Zukunft zu sehen, können wir spüren, wie die unangenehmen Gefühle nachlassen und dürfen miterleben, wie sich Kräfte neu entfalten. In gewisser Weise hilft uns unser Alarmsystem dabei, rechtzeitig für gute Zukunft zu sorgen.
Ich wünsche uns allen in diesem Sinne möglichst gute "Ängste",
Christoph
Partnerschaftlich NL-WMI 1912
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Wie wenn es wirklich so wäre NL-LS 1904
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Schale oder Holz oder was NL-WMW 1905
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Reformation NL-LS 1910
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Schmerz ist eine Form von Nein - NL-LS - 2001
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Wenn wir an unsere Grenzen kommen - NL-LS - 1907
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Welten springen- NL-LS - 191224
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Auf nach gut! NL-1901
das neue Jahr ist da. Das wird ein gutes Jahr. Das neue wird gut!
Dazu kommt, andere Menschen finden andere Dinge gut. (Und schlecht)
Mitunter, wenn wir darauf beharren zu sagen, das ist gut, objektivieren wir unser Interesse und vergessen für den Moment, dass alles Gute immer in den Augen der Betrachter liegt.
Objektivierungen laden zu schwarzweißen Konflikten ein und von dort aus ist es nicht mehr weit zu gegenseitiger Mißachtung. Bei der wir diejenigen zu verachten, die die Dinge anders empfinden und falsch sehen. Negative Zuschreibungen, Lagerbildung und Groupthinking führen dann leicht zu immer größerer Entfremdung ganzer Teile von Gemeinschaften. (Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein.)
Ich würde es mir wünschen, dass wir diese Zusammenhänge nicht vergessen, dass wir durch Wertschätzung des für uns unverständlichen anderen dem Frieden eine Chance geben, dass wir uns gegenseitig die Freiheit geben, andere Ideen, Gedanken und Meinungen zu verfolgen.
Vielleicht ist ein häufiges Gemeinsames, das wir alle möchten, eine gute Zukunft. Vielleicht können wir mit unserem Fragen hier ansetzen und uns dafür interessieren, wie unsere guten Zukünfte jeweils aussehen würden. Ganz ähnlich, wie wir es in unserer Arbeit tun. Und bevor wir nicht darüber einig sind, dass die Reise nach "gut" gehen soll, streiten wir am besten nicht so viel über die einzelnen Werkzeuge. Das lohnt nicht, weil auch was im Streit beachtet wird, das wächst!
Um im Taxibild von Steve zu bleiben, der Taxifahrer kann erst sinnvoll losfahren, wenn wir uns geeinigt haben, wohin die Fahrt gehen soll. Miteinander, nach Gut.
Beste Wünsche und herzliche Grüße!
Christoph
- „Besser genug“
- „Es geht mir richtig gut“
- „Große Wellen“
- „Wille und Unwille“
- Annahmen und Wahrnehmungen
- Auf nach gut! NL-1901
- Aus allem?
- Das wird! - Nur mal angenommen
- Depression
- Der Wert von Verletzlichkeit
- Ein Wissen, von dem wir nichts Genaues wissen
- Fragmente zu Konflikten und Entscheidungen
- Gute Gründe für ... “Streit“
- Gute Gründe für “Angst” NL-LS 1409
- Gute Gründe für Schuldgefühle
- Gutes wissen ...
- Hören ist nicht denken, sagen ist nicht tun, planen ist nicht umsetzen, anfangen ist nicht beibehalten
- Konflikte - Wozu sprechen wir überhaupt miteinander
- Partnerschaftlich NL-WMI 1912
- Reformation NL-LS 1910
- Schale oder Holz oder was NL-WMW 1905
- Schmerz ist eine Form von Nein - NL-LS - 2001
- Schmerzen
- Spannung und Haltung
- Sprache und Bilder für mehr vom Guten
- Unterschätzen wir nicht unser Fragen!
- Welten springen- NL-LS - 191224
- Wenn wir an unsere Grenzen kommen - NL-LS - 1907
- Wer fragt führt - den Fokus!
- Wie wenn es wirklich so wäre NL-LS 1904
- Zusammenwirken