Wie kann ich die Kommunikation verbessern, wenn mein Partner Fragen von mir, die ich aus Interesse stelle, fast immer als Kontrolle auslegt?
Beispiel: Mein Partner hatte ein Geschäftsessen mit dem Chef und wichtigen Kunden und kommt spät abends nach Hause. Ich frage, wie es ihm gefallen hat. Auch, ob Leute dabei waren, die ich kenne und ob er die Gespräche interessant fand, frage ich. Er reagiert jedoch mürrisch und meint, ich wolle immer alles wissen. Es sei ein ganz normales Geschäftsessen gewesen, Punkt.
Weiteres Beispiel: Mein Partner ist beim Sport. Wir wollen danach Essen gehen,
er ruft mich jedoch an, dass es später wird und wir erst eine Stunde später gehen können. Als er nach Hause kommt, frage ich ihn, was zur Verlängerung geführt hat. Er verdreht die Augen und sagt, dass das doch egal sei. Er werde sich doch mal Zeit lassen oder unterhalten dürfen...
Antwort
Vielen Dank ...
für die Frage. Ich nehme sie zum Anlaß einer etwas schematischen Darstellung und hoffe, so einen konstruktiven Beitrag zu unserem gegenseitigen NichtgenauVerstehen zu leisten. Ich setze die Grundlagen von SFBT dabei etwas voraus. Ich freue mich über Nachfragen, gern auch zu Details und einzelnen Punkten. Ebenfalls freuen würden mich kleine Berichte über gelungene Umsetzungen - falls sie sich aus diesem Beispiel für euch ergeben.
In Parterschaft ist eine gute Leitfrage: <Was möchten wir?>
Rahmen setzen: Um Zustimmung für ein Gespräch darüber bitten. Von Nichtwissen und Nichtgenauverstehenkönnen ausgehen. (Tastende und achtsame Sprache verwenden) Gleichwertschätzung und Anerkennung in Dir selbst herstellen und ausdrücken. (Auch im weiteren Verlauf immer wieder) Das sind mit die wichtigsten Dinge.
Gegenseitiges Wohlwollen zur Sprache bringen, <wir möchten, dass es uns beiden gut geht.> (Ebenfalls im Verlauf des Gespräches hin und wieder in Erinnerung rufen.)
Klärung der Anliegen:<Was möchten wir?> (Als Überschrift in den Raum stellen, dann als erstes erfragen:)<Was möchtest Du?> in diesem Fall, wenn Du abends spät nach Hause kommst. Komplett abnehmen und nachvollziehen. <Ach so> Du möchtest das und das nicht so gern sondern lieber ... Nachfragen nach Details und Lösungsräume ausleuchten: wie genau, was wäre am besten, was einigermaßen gut, wann war es schon mal etwas in die Richtung. Anerkennung ausdrücken.
Eigenes Anliegen daneben stellen. <Und ich möchte> (Wenn im Moment Platz dafür ist; entscheidend für ein offenes Ohr bei unserem Partner ist, dass sie ihre Perspektive als akzeptiert und anerkannt erleben. Hier etwa mehr Zeit geben, bevor wir die eigenen Ideen äußern, beschleunigt den Prozess der Verständigung sehr. Steve meinte immer: "Langsamer geht schneller", hier ist ein sehr gutes Beispiel dafür.)
Verschiedenheit wertschätzen ("feiern"): <Oooooops, verschieden> (Was für eine Überraschung ;-) <wie interessant, schön, spannend, was auch immer> (Immerhin haben wir uns ja einen Anderen zum Partner gesucht)
Lösungen für unsere Verbindung sammeln: <Was nun ?! Was machen wir damit in diesem Fall ? Wie machen wir es, dass es uns beiden gut geht ?> (Dies ist der Beginn der eigentlichen kreativen gemeinsamen Arbeit; wichtig ist hier, die Lösungslosigkeit auszuhalten und unseren Kreativitäten genügend Zeit zu geben, Lösungen zu erfinden; auch abwegige oder "empörende" Varianten zunächst als Möglichkeiten sammeln) Wie bei der Klärung der Anliegen weiter oben, ist es hier günstig, Zeit zu geben und langsam vorzugehen.
Ausprobieren: Findet sich unter den Ideen eine, die beide gern einmal eine Zeitlang ausprobieren möchten, diese wie ein Experiment für unsere Klienten sehr vorsichtig und kleinschrittig ins Leben rufen. (Es kann sinnvoll sein, eine Nachbesprechung nach einem überschaubaren Zeitraum anzukündigen)
Auswerten und nachpolieren: Auch hier wieder den Rahmen setzen. <was war besser> (Einige von euch werden sich an die Phrase erinnern, wir können hier sehr gut auf die meisten Elemente der Folgegespräche zurückgreifen)
Der Prozess lässt sich an beliebiger Stelle beliebig lange unterbrechen, wenn es Dir sinnvoll erscheint. Bei einer Unterbrechung die Initiative in der Hand behalten, also ankündigen, wann Du mit der Forsetzung des Gespräches etwa wieder auf ihn zukommen wirst.
Herzlichen Gruß
Christoph