Trennungsleid der Tochter

Frage

Lieber Christoph,

hier kommt meine Frage:
jemand (meine Tochter) ist trotz Trennung (die von ihr ausging) vernarrt und möchte den Partner zurück. Der Ex-Partner möchte diese Partnerschaft nun nicht mehr.
Mir macht es etwas aus, dass sie nicht von ihm wegbleibt.
Du sagtest, dann müsse sie weiter alles tun um ihn zurück zu bekommen.
Ich verstehe, dass sie etwas möchte! und darum geht es ja immer "Was möchtest du? Wie möchtest du?"
Ich hatte schon einige Klienten mit gebrochenem Herzen, die verlassen wurden. Die ohne "ihn/sie" nicht weiter wollten. Bis sie dann wieder Interesse an sich selbst entdeckten, denke ich. Wer bin ich (ohne ihn)? und Wie möchte ich nun, ohne ihn?
Vorher möchten sie wissen, was kann ich noch tun? Kann ich noch etwas tun? Und das versuche ich dann mit Ihnen herauszufinden.

Kannst du das etwas entwirren? Es ist etwas was nicht geht, oder? So wie der Wunsch, der andere möge sich ändern.

Ganz liebe Grüße


Antwort

Liebe Fragestellerin,
vielen Dank für deine Frage ich will versuchen sie in zwei Teilen zu beantworten
Im ersten Teil bezieht sich meine Antwort auf die Rolle als Therapeutin, im zweiten Teil auf die Rolle als Mutter.

Als Therapeuten dürfen wir nicht vergessen, dass wir in der Innenwelt unserer Klienten nichts zu suchen haben. Unsere Vorstellungen von der Art und Weise des Leidens bei diesem Thema haben hier nichts verloren.
Als Therapeuten dürfen wir nicht vergessen, dass jeder Mensch seinen eigenen persönlichen Weg findet. Die wichtigsten Orientierungspunkte liefern ihm hierbei Wohlgefühl und Schmerz. Wie wir alle versuchen unsere Klienten ihr Leben entsprechend einzurichten. Lernen was funktioniert und lernen was nicht funktioniert, dabei helfen uns unter anderem unsere Schmerzen.
Als Therapeutin betrachten wir den Schmerz als einen guten Freund und natürlich verstehen wir, wenn unsere Klienten den nicht anhören wollen, aber wir ergreifen keine Partei gegen den Schmerz. Genausowenig ergreifen wir Partei für die Freude. Einzig und allein der Klient kann und soll entscheiden, was wann wie wichtig ist und was er als nächstes ausprobieren möchte. Unsere Aufgabe ist es hierbei, allen relevanten Anliegen Gehör zu verschaffen. Es gehört ausdrücklich nicht zu unseren Zielen, unseren Klienten irgendwelche Erfahrungen zu ersparen. Im Gegenteil. Was wir tun können im geschützten Raum unseres Gespräches, ist, mit den Klienten in die Erfahrungen und Szenarien hinein gehen, die ihnen wichtig erscheinen. Und noch einmal, was wichtig ist kann nur der Klient selbst empfinden.
Das sind bisher ganz allgemeine therapeutische Ansichten. Lösungsfokus gibt uns die Möglichkeit, unseren Klienten zu helfen, Ausgänge aus den Gedankengängen und Gefühlsschleifen zu entwickeln, die für sie schmerzhaft sind.
In Deinem Beispiel ist der Wunsch nach dem Mann noch stark und es ist gut möglich, dass sie es noch einige Male probieren möchte, auch wenn es beim letzten Versuch wehgetan hat. Es ist nichts falsch daran, etwas noch mal probieren zu wollen vielleicht könnte man eher die Frage anbieten, ob sie noch mal genau das gleiche probieren möchte oder vielleicht etwas Neues. Auch hierbei haben wir hinter den Klienten zu bleiben. Das ist ganz entscheidend.
Wenn wir im Gespräch eingekreist haben, was sie als nächstes probieren möchte, dann können wir ihr helfen sich eine für sie gute Art und Weise vorzustellen, und sich für die Dinge zu wappnen, von denen sie vermuten kann, dass sie ihr auf dem Weg begegnen können. Das ist dann der Ort für unsere Kunst, den Klienten dabei zu helfen, gute Zukünfte zu erfinden – und in der Folge möglicherweise auszuprobieren.

Was die Rolle als Mutter angeht, kann hier nicht so ohne weiteres ein technischer Rat gegeben werden. Es kann sicher nicht schaden sich als Mutter darüber klar zu sein, dass wir zu Beginn unserer Elternschaft die Aufgabe hatten, jeglichen Schmerz und jegliches Leid von unseren Kindern fernzuhalten, mit allen unseren Kräften. Im Verlauf der Entwicklung der Kinder sehen wir zunehmend die Wichtigkeit eigener Erfahrungen für das Lernen unserer Kinder. Und was vielleicht noch gut zu wissen ist, ist dass unser gold-orangenes (automatisches vegetatives instinktives) System alle Erfahrungen, die es mit einem anderen Menschen gemacht hat, zusammenzieht und eine Art Mittelwertsempfindung bildet. Das tun wir auch in Bezug auf unsere Kinder. Das heißt wir können unsere eigenen Kinder, die wir von klein auf behütet und begleitet haben, wir können Sie vegetativ nicht ihrem aktuellen Alter entsprechend wahrnehmen. Dafür sind andere Erwachsene, die nicht jahrelang in der Rolle der Versorgenden waren, viel besser geeignet.
Wie Du die Balance zwischen den beiden Rollen hinbekommst, das ist dann die nächste Herausforderung.

Viele Glück und alles Gute!
Christoph


Feedback zur Antwort

Lieber Christoph,
DANKE!
Zunächst die Trennung zwischen Mutter und Therapeutin, auch wenn der Unterschied im Prinzip klar ist. Dann die Herausforderung der Balance dieser Rollen. So schwarz auf weiß wird es nochmal deutlicher!
Insbesondere nimmt es mir den Druck doppelt so hilfreich sein zu wollen, also als Mutter und als Thearpeutin.
Normalisieren allein ist es jedoch nicht, denn du lieferst auch die Erklärung dafür! Also Wissen oder auch Erfahrung.


Ich markiere mal die Punkte die bei mir ein "genau, wichtig, nicht vergessen!" und "so hatte ich das noch nicht betrachtet"! hervorrufen. (siehe unten im Text)

Außerdem habe ich mir folgendes herausgeschrieben, vor allem weil mir die Begriffe so gut gefallen:
Orientierungspunkte : Wohlgefühl und Schmerz
Schmerz als einen guten Freund
Schutz vor Schmerz
Raum für Schmerz

Aktuell zu unserer Situation: Meine Tochter hat sich entschieden neue Ideen zu entwickeln, um ihn zurückzugewinnen und hat ihm einen Kuchen gebacken. Schon am nächsten Tag eröffneten sich neue Möglichkeiten. Er blieb weiter bei der Trennung, keine Gefühle mehr. Trotzdem möchte er eine Freundschaft, sich schreiben und telefonieren und ohne neue Partner! Jetzt soll sie entscheiden, ob sie das möchte. Sie genießt gerade die "Macht" und lässt ihn zappeln.
Wir sind also in der nächsten Runde:) In diesem Fall könnte man wie du schreibst sie so begleiten: sich eine für sie gute Art und Weise vorzustellen, "und sich für die Dinge zu wappnen, von denen sie vermuten kann, dass sie ihr auf dem Weg begegnen können... Für dieses Gespräch möchte ich mich als "Mutter" allerdings nicht aufdrängen und versuche sie ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,
Herzlichst